Ausschreibung für den Uwe-Johnson-Förderpreis 2023 startet

Für den mit 5.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Förderpreis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage noch unveröffentlichte oder seit April 2021 veröffentlichte Debüts aus dem Bereich Prosa und Essayistik einreichen. Einsendeschluss ist der 1. März 2023. Der Förderpreis zeichnet herausragende literarische Erstlingswerke aus, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist. Nach Sichtung aller eingegangenen Texte gibt die Jury am 20. Juli 2023 die Preisträgerin oder den Preisträger bekannt. Die Preisverleihung findet am 22. September 2023 im Schauspielhaus Neubrandenburg statt.

Der Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debüts und wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg, und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben. Erstmals wurde der Uwe-Johnson-Förderpreis 2005 an den Schriftsteller Arno Orzessek verliehen. Weitere Preisträgerinnen und Preisträger sind: Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017), Kenah Cusanit (2019) und Benjamin Quaderer (2021).

Vorschläge können bis zum 1. März 2023 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.

Programm der Uwe-Johnson-Tage 2022

Die UWE JOHNSON-TAGE 2022 finden vom 19. September bis zum 27. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

PROGRAMM (hier als PDF abrufbar)

Montag, 19. September 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2022 durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Für immer die Alpen“ – Lesung und Gespräch mit Benjamin Quaderer, Uwe Johnson-Förderpreisträger 2021

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

 

Dienstag, 20. September 2022, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Für immer die Alpen“ – Lesung und Gespräch mit Benjamin Quaderer, Uwe Johnson-Förderpreisträger 2021

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski

„Der Roman stellt eine überragende literarische Leistung dar, die sich vor allem in der Komplexität der verwendeten Mittel zeigt und als Leistung eines Debütanten staunen macht. Unterschiedliche Darstellungsweisen werden ganz im Sinne von Uwe Johnson in einer Weise eingesetzt, dass die Geschichte sich ‚die Form auf den Leib gezogen‘ hat. Benjamin Quaderer gelingt es, eine im Kern verbürgte und medial dokumentierte Lebensgeschichte einer authentischen Person vollständig in eine literarische Fiktion, mithin in Literatur zu ‚überführen‘.“ (aus der Begründung der Jury)

Benjamin Quaderer, geboren 1989, wuchs in Liechtenstein auf und studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und in Wien. 2020 veröffentlichte Quaderer seinen ersten Roman „Für immer die Alpen“, der anhand seines Protagonisten die jüngste Geschichte Liechtensteins beschreibt und 2021 mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis für literarische Debüts ausgezeichnet wurde. Benjamin Quaderer lebt in Brandenburg.

 

Donnerstag, 22. September 2022, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Öl und Bienen“ – Lesung und Gespräch mit Torsten Schulz

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski

 

Dienstag, 27. September 2022, 19.00 Uhr – Kunstsammlung, Große Wollweberstraße 24, 17033 Neubrandenburg

„Öl und Bienen“ – Lesung und Gespräch mit Torsten Schulz

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Die Zeiten, in denen man in Beutenberge den Siegeszug des Erdöls ersehnte, sind längst vorbei. Stattdessen hoffen Lothar Ihm und seine Freunde höchstens noch auf die nächste Platte aus dem Westen. Doch dann fällt ein Schwarm heiratswilliger Frauen in das havelländische Provinznest ein, und nichts bleibt mehr, wie es war. Ein herrlich skurriler DDR-Roman über die Beharrlichkeit von alten und neuen Mythen.

Torsten Schulz, Jahrgang 1959, ist Autor preisgekrönter Spielfilme und Regisseur von Dokumentarfilmen. Sein Debütroman „Boxhagener Platz“ wurde in mehrere Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Seitdem erschienen von ihm der Erzählungsband „Revolution und Filzläuse“ sowie die Romane „Nilowsky“ und „Skandinavisches Viertel“. Torsten Schulz ist Professor für Praktische Dramaturgie und Leiter des Studiengangs Drehbuch/Dramaturgie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, er lebt in Mecklenburg.

 

Freitag, 23. September 2022, 18.00 Uhr – Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, In den Ministergärten 3, 10117 Berlin

Verleihung des Uwe Johnson-Literaturpreises an Jenny Erpenbeck für ihren Roman „Kairos“

Laudatio: Sabine Rennefanz, Journalistin

Verleihung des Preises durch Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.; Katrin Raczynski, Vorstand Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR, und Markus Frank, Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB

 

Donnerstag, 29. September 2022, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Das Wetter in uns“ – Lesung und Gespräch mit Désirée Opela

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Im Büro ist Nadja wer. Auch dank ihrer Freundin Joyce, die sich in dieser Welt der Münchner Startup-Hipster wohl zu fühlen scheint. Joyce kann, was Nadja nicht kann: mitspielen. Hinter der 30jährigen Nadja liegt schon ein anderes Leben. Sie hatte ein Kunststudium in Leipzig begonnen. Leipzig war anders als München. Dort schloss sie Freundschaft mit der linken Aktivistin Mariam. Aber als sie auf die Straße gehen, knüppelt die Polizei auf sie ein. Und unter jenen, die sich auf den Verkauf ihrer Kunst vorbereiten, findet Nadja ihren Platz nicht. Sie geht zurück nach München, pendelt zwischen Ärzten und Therapeuten, die die Krankheit in ihr suchen. Nur welche Krankheit?

Désirée Opela, geboren 1988, studierte vergleichende Literatur- und Sprachwissenschaften in München und war anschließend Masterstudentin am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2019 debütierte sie mit ihrem Roman „In Limbo“. Die Autorin lebt in München.

 

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 19.30 Uhr – Alte Kachelofenfabrik, Sandberg 3 a, 17235 Neustrelitz

„Das Recht auf Vergessen oder Der ‚Rote Affe‘ auf dem Kilimandscharo“ – Lesung und Gespräch mit Reinhardt O. Hahn

Moderation: Kathrin Matern

Robert Ticker, ein Held wider Willen, übernimmt in den 1970/1980er Jahren eine Rolle als Aufbauhelfer in Afrika und anderen Regionen der Welt. In seinem Leben war nichts mit rechten Dingen zugegangen. Ein Anormaler, wie ein Pädagoge sagt. Nur eine Nummer im Strafvollzug, sagt sein Vater, der für seinen Sohn eine andere Biografie erfindet. Der Tod des Vaters bringt am Ende der DDR nochmals eine Wendung in das Leben des Robert Ticker.

Reinhardt O. Hahn ist seit 1983 freischaffender Schriftsteller. Sein Debüt „Das letzte erste Glas“ (1986) wurde ein Bestseller in der DDR. 1990 gründete er ein Druck- und Verlagsunternehmen. Er veröffentlichte Kinderbücher und Romane, darunter die Tetralogie „Das gewöhnliche Bauwerk“. Reinhardt O. Hahn lebt in Halle (Saale).

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Christa Wolf Gesellschaft.

 

Dienstag, 18. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Der Schlaf in den Uhren“ – Lesung und Gespräch mit Uwe Tellkamp

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

August 2015: Fabian Hoffmann, der einstige Dissident, steht als Chronist in Diensten der „Tausendundeinenachtabteilung“ von Treva. Hier, in den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs, arbeitet die „Sicherheit“ an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. In dieser Welt versucht Fabian herauszufinden, wer seine Schwester und seine Eltern verraten hat. Zugleich ist er mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung erscheinen soll. Fabian gerät auf eine Reise, die ihn tief in die trevische Gesellschaft und ihre Utopien hineinführt.

Uwe Tellkamp, geboren 1968 in Dresden, Romancier, Erzähler und Essayist, legte 2008 den Roman „Der Turm“ vor, in dem er die Vorwende- und Wende-Zeit der DDR zum Thema macht. Neben anderen Auszeichnungen wurde ihm 2008 der Uwe-Johnson-Preis, im selben Jahr der Deutsche Buchpreis und 2009 der Deutsche Nationalpreis zuerkannt. „Der Schlaf in den Uhren“ erschien im Frühjahr 2022.

 

Donnerstag, 20. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Triptychon „Ein Sommer nach dem Krieg“, „Der eine Sohn“, „Achtzehnhundertachtundachtzig“ – Lesung und Gespräch mit G. H. H.

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Zwei Novellen und der Roman „Der eine Sohn“ führen jeweils in ein bestimmtes Jahr: 1938, 1920, 1888. Die drei Teile verbinden sich zu einem Triptychon der Erinnerungssuche und erzählen Familiengeschichten, die vorwiegend in Dörfern der Altmark angesiedelt sind. Die Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen spielen eine besondere Rolle. Der heutige Erzähler schreibt gegen den Verlust von Erinnerungen an.

G.H.H., 1961 in Stuttgart geboren, lebt und arbeitet zum Teil in Berlin als Autor von Prosa und Lyrik, ist Herausgeber und übersetzt Gedichte und Prosa aus dem Englischen, Französischen und Italienischen. Vor dem Triptychon erschienen u.a. „Frühe Neuzeit. Gedichte“, „Geschichten aus dem Adlerhof“ sowie „Gedichte in zwei Sprachen“.

 

Donnerstag, 27. Oktober 2022, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Deutsche Wechseljahre“. Nachdenken über Literatur und Bildende Kunst – Lesung und Gespräch mit Michael Hametner

Moderation: Prof. Dr. Carsten GanselProgramm_UweJohnsonTage2022

Dreißig Jahre ist Deutschland mittlerweile wieder eins, aber vereint ist es noch nicht. Der Literaturkritiker Michael Hametner unternimmt daher einen Streifzug durch die an Missverständnissen reiche Geschichte der deutschen Einheit in Literatur und Bildender Kunst. Dabei hat er viele trennende Geschichten gefunden. Oft liegen Ursachen für das Uneinssein in den ersten Jahren der deutschen Einheit. Ob deutsch-deutscher Literatur- und Bilderstreit oder verunglückte „Vereinigungen“ von Künstlerverbänden und Akademien: Viele Beispiele zeigen, wo Ostdeutschen Wunden geschlagen wurden, die noch immer nicht verheilt sind.

Michael Hametner, geboren 1950 in Rostock, begann als Literatur-, Theater- und Hörspielkritiker in den 70er Jahren und war langjähriger Leiter des Literaturressorts im MDR-Hörfunk. Mehr als 20 Jahre moderierte er den Literaturtalk Lese-Café und initiierte den MDR-Literaturwettbewerb. Seit 2015 erscheinen im Mitteldeutschen Verlag seine „Ateliergespräche“ über zeitgenössische Künstler.

Jenny Erpenbeck erhält den Uwe-Johnson-Preis 2022

Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis 2022 wird Jenny Erpenbeck für ihren Roman „Kairos“ (Penguin Verlag) verliehen. Die fünfköpfige Jury wählte aus einer Vielzahl an eingesandten Texten aus den Bereichen Prosa und Essayistik die diesjährige Preisträgerin aus. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am Freitag, dem 23. September 2022 in der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern in Berlin statt.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für Jenny Erpenbeck folgendermaßen:

Gedächtnis und Erinnerung, das sind seit Jenny Erpenbecks Debüt mit der „Geschichte vom alten Kind“ (1999) zentrale Achsen ihres vielgestaltigen Werkes. In diesem Roman spielt das scheinbare Gegenteil von Erinnerung eine Rolle, nämlich das Vergessen. Eines Tages steht ein Mädchen nachts in einer Geschäftsstraße, das sich an nichts erinnern kann oder will. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Art Kaspar-Hauser-Motiv. Allerdings geht es im weiteren Verlauf um eine umgekehrte Sozialisation. Die Möglichkeiten einer weiblichen Biografie erkundet Jenny Erpenbeck fünffach im Roman „Aller Tage Abend“ (2012). Einige Jahre später hat Jenny Erpenbeck in einem brillanten Essay über das Erinnern nachgedacht. Ausgangspunkt ist eine Traueranzeige in einer Berliner Zeitung, die frühere Schüler anlässlich des Abrisses ihrer Grundschule geschaltet hatten. Die Grundschule lag zwischen Leipziger Straße und Springer-Hochhaus im Osten Berlins. Was passiert, fragt sich das Ich, wenn Orte verschwinden.
Diesem Vorgang des Verschwindens, des Vergessens, des Aus-dem-Gedächtnis-Fallens war Jenny Erpenbeck schon in dem Roman „Heimsuchung“ (2008) und sodann in ihren wundervollen Miniaturen „Dinge, die verschwinden“ (2009) nachgegangen. Dabei hatte sie bedacht, wie es sich mit Artefakten, Zeiten oder Personen verhält, die plötzlich nicht mehr existieren. Was Jenny Erpenbeck hier zum Problem der Erinnerung markiert, das kommt durchaus der Überlegung von Uwe Johnson nahe, der schon früh danach gefragt hat, was „von einem Menschen übrig (bleibt) im Gedächtnis seiner Umgebung“. Genau diese Johnson-Frage führt nunmehr an den Kern des Romans „Kairos“. „War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?“, fragt Katharina im Prolog.
Auslöser für das Erinnern ist die Mitteilung von Hans‘ Tod, vor Jahrzehnten war Hans ihre große Liebe. Nun stehen vor ihr zwei große Kartons, in denen sich Teile der Geschichte der beiden finden: Briefe, Aufzeichnungen, Notizen, Einkaufszettel, Jahreskalender, Fotos, Postkarten, Collagen. Katharina ergänzt diese Fundstücke um eigene wegsortierte Briefe, Tagebücher, alte Mappen. Aus der Gegenwart geht die Protagonistin zurück in das Jahr 1986, mithin in die Endphase der DDR. Die Struktur des Romans ist mit „Karton I“ und „Karton II“ gesetzt und in entsprechende Kapitel gegliedert. Über das Erinnern entsteht eine Art Prosanetz, in dem die Geschichte einer großen Liebe zwischen Euphorie, Enttäuschung und zunehmendem psychologischen Druck erzählt wird.
Die Protagonistin ist 1967 geboren, ihr Partner Hans ist 34 Jahre älter. Auf diese Weise verbinden sich die Prägungen zweier Generationen – jener, die den DDR-Sozialismus ausrief und jener, die sich in ihm nicht mehr wiederfand – mit einer besonderen Liebesgeschichte. Jenny Erpenbeck gelingt eine nahtlose Verbindung von Privatem und Öffentlichem, die zur Folie für einen Roman wird, der sowohl die Ideale des Beginns in den Blick bekommt, wie auch das Scheitern jenes Staates, den Uwe Johnson einmal als „wünschenswert“ bezeichnet hat. Unmerklich und literarisch faszinierend werden dabei Ankerpunkte gesetzt, die Hinweise auf das geben, was man kulturelles Gedächtnis nennt: Zitate aus Liedern, Gedichten, Theaterstücken, philosophischen Schriften, Losungen oder Wandzeitungsüberschriften. Die Veränderungen in der Liebe sowie die zunehmende Bedeutung der unterschiedlichen Erfahrungen innerhalb des sich wandelnden gesellschaftlichen Systems erkundet die Autorin mit einer Sensibilität, die in der Tradition des Schreibens von Uwe Johnson steht.

Der Jury gehören an: Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft), Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen; Sprecher der Jury), Cornelia Geißler (Kulturredakteurin der Berliner Zeitung), Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO) und René Strien (ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages und seit 2018 Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin).

Logo Uwe-Johnson-Preis 2022

Ausschreibung für Uwe-Johnson-Preis 2022 startet

Für den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2022 unveröffentlichte sowie seit April 2020 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Uwe-Johnson-Preis würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.

Die Preisverleihung findet am Freitag, dem 23. September 2022, statt. Im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg wird die Preisträgerin oder der Preisträger zudem vor einem breiten Publikum lesen. Eine weitere Lesung wird in Berlin stattfinden.

Vor zwei Jahren wurde der Uwe-Johnson-Preis Irina Liebmann für ihren ihrem Roman »Die Große Hamburger Straße« zugesprochen. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der letzten Jahre zählen Ralf Rothmann (2018), Jan Koneffke (2016), Lutz Seiler (2014), Christoph Hein (2012), Christa Wolf (2010) und Uwe Tellkamp (2008). Seiler und Tellkamp erhielten kurz nach der Verleihung des Uwe-Johnson-Preises auch den Deutschen Buchpreis.

Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen, Kurt Drawert (1994), Walter Kempowski (1995) und Marcel Beyer (1997) gehören zu den ersten Preisträgern. Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 5.000 Euro Preisgeld ausgelobte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. 2021 wurde Benjamin Quaderer für seinen Roman »Für immer die Alpen« ausgezeichnet.

Vorschläge können bis zum 1. März 2022 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.

Weitere Informationen zum Preis und zu den Teilnahmebedingungen finden Sie unter:
www.uwejohnsonpreis.de/2022/01/27/teilnahmebedingungen-uwe-johnson-preis-2

Pressekontakt:

Lisa Beuster | Kirchner Kommunikation | Gneisenaustraße 85 | 10961 Berlin | Tel: 030/84 71 18 18 | beuster@kirchner-pr.de

Teilnahmebedingungen Uwe-Johnson-Preis

Mit der Aufhebung der deutschen Teilung erfährt ein Schriftsteller besondere Aufmerksamkeit, der über Jahrzehnte als ein „Dichter der beiden Deutschland“ oder als „Autor der deutschen Teilung“ etikettiert worden war: Uwe Johnson. Ein Grund ist darin zu suchen, dass es ihm in seinen Werken immer um „die Grenze: den Unterschied: die Entfernung“ ging.

Die Grenzerfahrung bedeutete für Uwe Johnson auch den Versuch, das Auseinanderleben und das Fremdwerden der Deutschen zu erfassen und jeweils „die andere Seite mit ihren eigenen Augen“ zu sehen. Dabei ist Uwe Johnson mit Vergangenheit in einer Weise erzählerisch umgegangen, die ein Wiedererkennen er­mög­licht, auch und gerade obwohl er keine „Wirklichkeitsschaufelei“ betreibt.

Wahrheitsfindung, Erinnerungssuche, Gedächtnis, Trauerarbeit, Zeugenschaft, Dokumentation, Spurensuche, Grenzerfahrung – das sind nur einige Stichworte, mit denen Aspekte des Johnsonschen Werkes vereinfachend umschrieben werden können.

Die Spezifik von Johnsons Erzählkonzept hat eine Ursache in seinem Wissen, dass es eine – wie auch immer geartete – einfache Wahrheit nicht gibt. Aus eben diesem Wissen erklärt sich seine zurückhaltende Ein­ladung, die im Roman angebotene „Version der Wirklichkeit zu vergleichen mit jener, die Sie unter­halten und pflegen.“

Es geht also nicht nur um das Tolerieren des „unterschiedlichen Blicks“, sondern jener ist Grundlage moralischer und ästhetischer Existenz.

Preis

Mit dem Uwe-Johnson-Preis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis sollen deutschsprachige Autorinnen und Autoren gefördert werden, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihrem Text ebenso unbestechlich und jenseits der „einfachen Wahrheiten“ deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.

Der Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. verleiht gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Kanzlei Gentz und Partner den Uwe-Johnson-Preis und den Uwe-Johnson-Förderpreis in jährlichem Wechsel.

Bedingungen

Für den Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage in Abstimmung mit den betreffenden Autorinnen und Autoren veröffentlichte und unveröffentlichte Arbeiten (Prosa/Essayistik) einreichen. Veröffentlichte Arbeiten müssen in den vom Ausschreibungsjahr ausgehend zurückliegenden zwei Jahren (nach dem 13. März) erschienen sein.

Um ein möglichst breites Spektrum literarischer Leistungen im Sinne dieser Satzung in die Auswahl preiswürdiger Texte einzubeziehen, kann das Kuratorium Arbeiten aus aktuellen Verlagsproduktionen vorschlagen.

Dotierung

Der Uwe-Johnson-Preis ist mit 20.000 Euro, der Förderpreis mit 5.000 Euro dotiert. Der Betrag wird in einer einmaligen Zuwendung geleistet.

Verpflichtung des Autors

Die Autorin bzw. der Autor erklärt sich über den Zeitraum von einem Jahr zu folgenden Leistungen bereit:

  • Publizistische Auswertung des Preises (Autorenporträt, Interview, Besprechung).
  • Zwei unentgeltliche Lese-Tage in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin
  • Die Preisträgerin bzw. der Preisträger stellt seine Dankesrede zur Verfügung, die von den Preisstiftern publiziert wird.

Auswahlverfahren

Nach Sichtung aller eingereichten Titel kann die Jury weitere Titel in die Auswahl einbeziehen. Die Jurorinnen und Juroren sowie das Kuratorium sind zur Vertraulichkeit verpflichtet.

Die Preisvergabe erfolgt durch ein Kuratorium. Der Laureat bzw. die Laureatin wird dem Kuratorium durch eine Jury aus Autorinnen und Autoren, Publizistinnen und Publizisten sowie Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftlern vorgeschlagen. Die abschließende Entscheidung trifft das Kuratorium.

Preisverleihung

Die Preisverleihung findet in Berlin oder in Neubrandenburg statt, im Rahmen der Uwe–Johnson-Tage wird außerdem eine Lesung der Preisträgerin/des Preisträgers in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet.

Einreichung

Zur Teilnahme senden Sie die Titeleinreichungen bitte bis zum 1. März sowie

  • je 2 Exemplare der eingereichten Bücher
  • ein honorarfreies, druckfähiges digitales Autorenfoto (300 dpi)
  • eine druckfähige digitale Abbildung des Titelcovers (300 dpi)
  • Informationen zur Autorin/zum Autor und Werk
  • die vollständigen bibliografischen Daten

an folgende Adresse:

Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg

E-Mail für digitale Daten: pegasus-mlg@gmx.de

Für weitere Rückfragen steht Ihnen Frau Dr. Gundula Engelhard unter Telefon 0395 5 44 16 71 zur Verfügung.

Fünf Fragen an Cornelia Geißler

Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Uwe Johnson denken?

Ich sehe die South Ferry vor mir, mit Gesine und Marie Cresspahl an Bord. In meinem Kopf fährt sie von New York bis nach Güstrow in Mecklenburg, weil die Johnson-Lektüre für mich Heimat und Fremde verbindet, das Ferne vertraut macht und das Nahe anders.

Wie schätzen Sie die Bedeutung Uwe Johnsons und seines Werkes ein?

Er gehört zu den Großen des 20. Jahrhunderts; auf einzigartige Weise fasst er mit seiner Sprache, seiner literarischen Methode und seinen Themen die Verstrickungen der Menschen in politische Zeitläufe.

Welches Buch von Johnson muss man unbedingt gelesen haben und warum?

„Die Jahrestage“, auch weil sie leicht zugänglich sind, wenn man am 21. August zu lesen beginnt und sich Johnsons Kosmos Tag für Tag erschließt.

Warum gehört der Uwe-Johnson-Preis unbedingt in die deutsche Literaturlandschaft?

Ich halte Literaturpreise für wichtig, um der Arbeit von Autorinnen und Autoren Aufmerksamkeit zu verschaffen. Ein Preis in Johnsons Namen steht für einen hohen Anspruch an das ausgezeichnete Werk.

Was wünschen Sie dem Preis?

Die Nachricht von seiner Verleihung möge als Einladung ans Lesepublikum verstanden werden, sich mit den Büchern der Preisträgerin oder des Preisträgers zu befassen und natürlich: Uwe Johnson zu lesen.

Programm der Uwe-Johnson-Tage 2021

Die UWE JOHNSON-TAGE 2021 finden vom 20. September bis zum 28. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesell­schaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

PROGRAMM (hier als PDF abrufbar)

Montag, 20. September 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2021 durch Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Dr. Tilman Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Die Große Hamburger Straße“ – Lesung und Gespräch mit Irina Liebmann, Uwe Johnson-Preisträgerin 2020

Moderation: Dr. Gundula Engelhard


Dienstag, 21.
 September 2021, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Die Große Hamburger Straße“ – Lesung und Gespräch mit Irina Liebmann, Uwe Johnson-Preisträgerin 2020

Moderation: Dr. Tilman Wesolowski

„Gedächtnis und Erinnerung sind zentrale Achsen im Gesamtwerk von Irina Liebmann, in dem es nach Reportagen und Hörspielen mit ‚Berliner Mietshaus‘ (1982) ein vielbeachtetes Prosadebüt gab. Von Beginn an ging es ihr darum zu erzählen, ‚wie etwas wirklich ist‘. Damit waren schon früh Koordinaten für eine Poetologie gelegt, die Bezüge zu der von Uwe Johnson haben. Es geht nämlich immer auch darum, ‚Herkunft, kenntlich zu machen‘ und ‚in Kenntnis (zu) leben‘. Dazu hat Irina Liebemann sich immer wieder auf eine akribische Spurensuche begeben. … Es werden Töne in Moll und Dur angeschlagen und Zeit-Schwingungen erzeugt, die Vergangenes und Gegenwärtiges verbinden. Entstanden ist ein Roman in Bildern, und mitunter ähnelt die Sprache einem Prosagedicht.“ (aus der Begründung der Jury)

Irina Liebmann, geboren in Moskau, lebt in Berlin. Seit 1975 freie Autorin, schrieb sie Poeme, Hörspiele, Theaterstücke und Prosa. Nach „In Berlin“ und „Die freien Frauen“ ist „Die Große Hamburger Straße“ ihr dritter Roman über die Verknüpfung unterschiedlicher Zeitebenen. Irina Liebmann wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis der Leipziger Buchmesse (2008) und dem Preis Von Autoren für Autoren des Lübecker Literaturtreffens (2015).


Mittwoch, 22.
 September 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Vierunddreißigster September“ – Lesung und Gespräch mit Angelika Klüssendorf

Moderation: Carsten Gansel


Donnerstag, 23.
 September 2021, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Vierunddreißigster September“ – Lesung und Gespräch mit Angelika Klüssendorf

Moderation: Dr. Tilman Wesolowski

Ein Dorf in Ostdeutschland: Walter, ein zorniger Mann, erschlagen in der Silvesternacht von Hilde, der eigenen Frau. Nur kurz vor seinem Ende war er plötzlich sanft

und ihr zugewandt. Dann ein Friedhof: Die Toten studieren die Lebenden. Walter wird zum Chronisten, sieht sich dazu verdammt, die Schicksale im Dorf festzuhalten. Und er fragt nach dem Warum. Was war der Grund für Hildes Tat? Geschah es aus Hass oder aus Barmherzigkeit? „Vierunddreißigster September“ ist ein berührender Roman, der Abgründe auslotet, er kommt den Menschen so nah, dass es schmerzt. Aus Angelika Klüssendorfs Sprache strahlt eine große Kraft, sie ist präzise und voll tiefschwarzer Komik.

Angelika Klüssendorf, geboren 1958 in Ahrensburg, lebte von 1961 bis zu ihrer Übersiedlung 1985 in Leipzig; heute wohnt sie auf dem Land in Mecklenburg. Sie veröffentlichte mehrere Erzählbände und Romane und die von Kritik und Lesepublikum begeistert aufgenommene Roman-Trilogie „Das Mädchen“, „April“ und „Jahre später“, deren Einzeltitel alle für den Deutschen Buchpreis nominiert waren und zweimal auch auf der Shortlist standen. Zuletzt wurde sie mit dem Marie Luise Kaschnitz-Preis (2019) ausgezeichnet.


Freitag, 24.
 September 2021, 19.00 Uhr – Schauspielhaus/Probebühne, Pfaffenstraße 22, 17033 Neubrandenburg

Verleihung des Uwe Johnson-Förderpreises an Benjamin Quaderer für seinen Roman „Für immer die Alpen“

Laudatio: Cornelia Geißler, Berliner Zeitung

Lesung und Gespräch mit dem Preisträger – Moderation: Michael Hametner


Dienstag, 28.
 September 2021, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Das Erbe sind wir. Warum die DDR-Journalistik zu früh beerdigt wurde. Meine Geschichte“ – Lesung und Gespräch mit Michael Meyen

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel

Michael Meyen erzählt in diesem Buch drei Geschichten: die Geschichte der Journalistenausbildung in der DDR, die Geschichte der Kommunikationswissenschaft in der westlichen Welt und seine eigene Geschichte, die eng mit den ersten beiden Geschichten verbunden ist. Der Autor ist 1988 nach Leipzig gekommen, um Parteijournalist zu werden – 30 Jahre später zeigt sich: Die Vergangenheit weigert sich hartnäckig zu verschwinden. Die Sektion Journalistik steht pars pro toto für den Umgang mit dem Erbe der DDR. Hier ist ein Paradigma entsorgt worden, das Forschung und Berufspraxis verbunden hat und heute helfen könnte, die Redaktionen aus der Umklammerung der Politik zu befreien oder von den Zwängen einer kommerziellen Medienlogik, für die Aufmerksamkeit alles ist und alles andere nichts.

Michael Meyen, Prof. Dr., Jahrgang 1967, studierte an der Sektion Journalistik und hat dann in Leipzig alle akademischen Stationen durchlaufen: Diplom (1992), Promotion (1995), Habilitation (2001). Parallel arbeitete er als Journalist (MDR info, Leipziger Volkszeitung, Freie Presse). Seit 2002 ist Meyen Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienrealitäten, Kommunikations- und Fachgeschichte sowie Journalismus.


Dienstag, 12.
 Oktober 2021, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Die Jahre der wahren Empfindung. Die 70er – Eine wilde Blütezeit der deutschen Literatur“ – Lesung und Gespräch mit Helmut Böttiger

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Die 70er Jahre waren ganz anders. Gerade die Parole vom „Tod der Literatur“, die mit der Nummer 15 des „Kursbuchs“ 1968 verbunden wurde, löste eine nach allen Seiten hin wuchernde und wilde Blütezeit der Literatur aus! Überall wurden kleine alternative Literaturzeitschriften, Verlage und Buchhandlungen gegründet, für die Hoch- und Subkultur keine Gegensätze mehr waren. Eine neue Generation begann

nach unterdrückten Gefühlen, nach Freiräumen für die eigene Subjektivität zu suchen. Helmut Böttiger zeichnet ein differenziertes, bunt schillerndes Bild der politischen, kulturellen und literarischen Prozesse dieses Jahrzehnts zwischen Aufbruch und Desillusionierung.

Helmut Böttiger, geb. 1956, studierte Germanistik und Geschichte in Freiburg. Seit 2002 arbeitet er als freier Autor, Literaturkritiker und Essayist. 2013 erhielt er für sein Buch „Die Gruppe 47“ den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Sachbuch. Im Wallstein Verlag veröffentlichte er „Celan am Meer“ (2017) und gab „Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland“ (2009) sowie „Geistesgegenwärtig. Szenen einer deutschen Kulturgeschichte“ (2015) heraus.


Donnerstag, 28.
 Oktober 2021, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Hans Fallada: „Warnung vor Büchern. Erzählungen und Berichte“ – Vorstellung und Gespräch mit dem Herausgeber Carsten Gansel

Moderation: Dr. Gundula Engelhard

Im Frühjahr hat der Literaturwissenschaftler Carsten Gansel „Warnung vor Büchern“ herausgegeben und mit einem profunden Nachwort versehen. Der Band ermöglicht, Neues von Hans Fallada zu entdecken. Die hier versammelten Anekdoten, Berichte, Erzählungen und Reden, die von der Mitte der 1920er Jahre bis zu seinem Tod 1947 reichen, sind zum Teil wenig bekannt oder noch gänzlich unveröffentlicht. Sie offenbaren, in welchem Maße der Autor ein einzigartiges Gespür für soziale Problemlagen entwickelt, sensibel Wirklichkeit beobachtet und künstlerische Mittel findet, um mit wenigen Strichen welthaltige Geschichten zu entwerfen – humorig, ironisch, manchmal auch sarkastisch. Falladas Glaube an die „Anständigkeit des Menschen“ zeigt sich dabei jedoch stets unerschütterlich.

Carsten Gansel ist Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Univer­sität Gießen.

Benjamin Quaderer ©Jens Oellermann

Benjamin Quaderer erhält den Uwe-Johnson-Förderpreis 2021

Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis 2021 wird Benjamin Quaderer für seinen Roman »Für immer die Alpen« (Luchterhand Literaturverlag) verliehen. Die fünfköpfige Jury wählte aus einer Vielzahl an eingesandten Debüts aus den Bereichen Prosa und Essayistik den diesjährigen Preisträger aus. Die feierliche Preisverleihung findet im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage am Freitag, dem 24. September 2021, um 19:00 Uhr im Schauspielhaus Neubrandenburg statt.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für Benjamin Quaderer folgendermaßen:

Der Roman stellt eine überragende literarische Leistung dar, die sich vor allem in der Komplexität der verwendeten Mittel zeigt und als Leistung eines Debütanten staunen macht. Unterschiedliche Darstellungsweisen werden ganz im Sinne von Uwe Johnson in einer Weise eingesetzt, dass die Geschichte sich „die Form auf den Leib gezogen“ hat. Benjamin Quaderer gelingt es, eine im Kern verbürgte und medial dokumentierte Lebensgeschichte einer authentischen Person vollständig in eine literarische Fiktion, mithin in Literatur zu „überführen“. Der am Ende des Romans gegebene „Rechtliche Hinweis“, mit dem der Autor für sich die Form des Romans gegen reales Geschehen in Anspruch nimmt, ist überzeugend eingelöst. Über seine im besten Sinne artistische Darstellung macht der Autor aus einem Kriminalfall einen Schelmenroman, der die Geschichte der Erzählerfigur konsequent mit genauso viel Witz wie Ernst in den Konflikt zwischen Hochstapler und Whistleblower bringt. Wenn der Roman – wie im Text ausgewiesen – einem Satz von Jorge Louis Borges folgt, wonach „die Identität eines Menschen in seiner Erinnerung liegt“, überzeugt die „innere Wahrheit“ von „Für immer die Alpen“. Johann Kaiser, die Hauptfigur, wird sich unter Bezug auf die Geschichte des Weltumseglers James Cook bewusst, was geschieht, „wenn man seiner Geschichte beraubt wird“. Er sieht sich gezwungen, Verfälschungen zu korrigieren und durch das Erzählen der Geschichte die Deutungshoheit über das eigene Leben zurückzugewinnen. Dass dabei über Erinnerungen eine ‚Wahrheit‘ konstruiert wird, korrespondiert mit Uwe Johnsons literarischem Verständnis, der von „Tricks der Erinnerung“ spricht und seine Person Gesine aus den „Jahrestagen“ hoffen lässt, dass das „Gedächtnis das Vergangene doch fassen könnte in Formen, mit denen wir Wirklichkeit einteilen!“ Benjamin Quaderers Erzähler macht in diesem Zusammenhang eine Maxime stark, die für das Schreiben gilt und den Prozess der Erschaffung von Welten so faszinierend macht. Für einen Schriftsteller ist eine „ungewisse Faktenlage nicht weiter schlimm“, denn er „kann auf seinem Gedächtnis aufbauend ja einfach erfinden“. Die Anmutung, sich mit seiner Johann-Kaiser-Biografie im Umfeld einer medienbewährten Sensationsstory zu bewegen, konterkariert der Autor durch den Einsatz eines unzuverlässigen Erzählers, was ein genaues Lesen notwendig macht. Die Geschichte, die Benjamin Quaderer erzählt, führt hinein in Gegenwärtiges, schärft den Blick auf Wirklichkeit und motiviert die Leser gerade durch die Zuspitzung und Verfremdung der Uwe-Johnson-Frage nachzugehen: „Aber wollen wir so leben? Stimmt das?“

Der Jury gehören an: Gundula Engelhard (Geschäftsführerin der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft), Carsten Gansel (Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen; Sprecher der Jury), Michael Hametner (ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO), René Strien (ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages und seit 2018 Geschäftsführer des OKAPI Verlages Berlin) und Almut Thölking-Baulig (Leiterin der Kulturredaktion im NDR Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern).

Für den Uwe-Johnson-Förderpreis konnten Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 1. März 2021 seit Anfang April 2019 veröffentlichte oder noch unveröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Förderpreis würdigt herausragende literarische Erstlingswerke, in denen sich Anknüpfungspunkte zur Poetik Uwe Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits »einfacher Wahrheiten« auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist.

2005 wurde der Uwe-Johnson-Förderpreis erstmals verliehen. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger sind Arno Orzessek (2005), Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017) und Kenah Cusanit (2019).

Der mit 5.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Förderpreis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben.

Foto: Jens Oellermann

Ausschreibung für den Uwe-Johnson-Förderpreis 2021 startet

Für den mit 5.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Förderpreis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage noch unveröffentlichte oder seit April 2019 veröffentlichte Debüts aus dem Bereich Prosa und Essayistik einreichen. Einsendeschluss ist der 1. März 2021.

Der Förderpreis würdigt herausragende literarische Erstlingswerke, in denen sich Anknüpfungs­punkte zur Poetik Johnsons finden und deren Blickwinkel unbestechlich und jenseits „einfacher Wahrheiten“ auf die deutsche Geschichte, Gegenwart und Zukunft gerichtet ist. Nach Sichtung aller eingegangenen Texte gibt die Jury am 20. Juli 2021 die Preisträgerin oder den Preisträger bekannt.

Der Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debüts und wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. in Neubrandenburg gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Deutschlands, Landesverband Berlin-Brandenburg, und der Berliner Kanzlei Gentz und Partner im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Literaturpreis vergeben. Erstmals wurde der Uwe-Johnson-Förderpreis 2005 an den Schriftsteller Arno Orzessek verliehen. Weitere Preisträgerinnen und Preisträger sind: Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013), Mirna Funk (2015), Shida Bazyar (2017) und Kenah Cusanit (2019).

Vorschläge können bis zum 1. März 2021 bei der

Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V.
2. Ringstraße 21
17033 Neubrandenburg

eingereicht werden.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Uwe-Johnson-Förderpreis und den Teilnahmebedingungen.

Programm der Uwe-Johnson-Tage 2020

Die UWE JOHNSON-TAGE 2020 finden vom 24. September bis 29. Oktober statt.

Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.

 

PROGRAMM (hier als PDF einsehbar)

Donnerstag, 24. September 2020, 19.30 Uhr Uwe Johnson-Bibliothek, Am Wall 2, 18273 Güstrow

Eröffnung der Uwe Johnson Tage 2020 durch DR. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und DR. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow

„Besondere Mischungsverhältnisse?“ – Uwe Johnson und die Deutschen in Ost und West vor und nach 1989 Gespräch und Romanlesung mit der Schriftstellerin Kathrin Gerlof sowie dem Verleger und Autor Tom Müller

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek

Mit Kathrin Gerlof und Tom Müller sind nicht nur ein/e Vertreter/in der Vor- und Nachwendegeneration zu Gast, sondern als Journalistin eine aufmerksame Beobachterin des Zeitgeschehens und als Verleger ein profunder Kenner der Literaturlandschaft. Beachtung fanden beide auch mit ihren Romanen: Gerlofs „Nenn mich November“ wurde schon mit Johnsons „Mutmassungen über Jakob“ verglichen, Müllers Debütroman „Die jüngsten Tage“ für den aspekte Literaturpreis nominiert. Beide lesen aus ihren Romanen und sprechen über die „Mischungsverhältnisse“ und den Blick der Autoren auf die Deutschen vor und nach 1989.

 

Montag, 28. September 2020, 19.30 Uhr – Uwe Johnson-Bibliothek, Am Wall 2, 18273 Güstrow

„Babel“ – Lesung mit Kenah Cusanit, Uwe Johnson-Förderpreisträgerin 2019

Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek

Die Autorin schildert in ihrem Roman einen einzigen Tag im Leben von Robert Koldewey, der sich 1913 in der Nähe von Bagdad befindet. Koldewey agiert als Grabungsleiter des Ortes, der mit der Legende vom Turm zu Babel und vom Glanz Nebukadnezars aufgeladen ist.

Kenah Cusanit sucht sich ganz im Sinne von Walter Benjamin behutsam und umsichtig einer „verschütteten Vergangenheit“ zu nähern, um auf diese Weise – wie Uwe Johnson – unter die „äussere Kruste des Gewesenen“ zu gelangen. Mit ihrem Roman öffnet Kenah Cusanit einen in der Literatur selten betretenen historischen Raum, bei dem es um nicht weniger denn um eine neue Bewertung des Beitrags zur Zivilisation von Orient und Okzident geht.

 

Dienstag, 29. September 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

„Babel“ – Lesung mit Kenah Cusanit, Uwe Johnson-Förderpreisträgerin 2019

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

In der Begründung der Jury heißt es: „Von seinem Krankenlager aus blickt der Archäologe Robert Koldewey über den Euphrat, die immer mehr ausufernden Grabungen und denkt über Fragen von Wahrnehmung, Vergänglichkeit, Fotografie oder über die Größe der Frauen nach. Zunehmend wird dem Leser klar, dass hier zwischen akribisch verzeichneten Korrespondenzen und den burlesken Details zeitgenössischer Museumspolitik existenzielle Fragen des Menschseins verhandelt werden. In besonderer Weise gelingt es der Autorin historisches Wissen und Sprachkraft mit Witz und Humor zu verbinden.“

 

Dienstag, 6. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

Tschingis Aitmatow zwischen Ost und West, Nord und Süd –Vortrag und Gespräch mit IRMTRAUD GUTSCHKE

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Er war ein Schriftsteller von Weltgeltung, doch las man ihn in Dresden anders als in München, in Moskau anders als in der damaligen kirgisischen Hauptstadt Frunse, und in Scheker, dem Ort seiner Geburt, hatte man ein ganz eigenes Bild von ihm. Die Türkei hat ihn für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. In Kirgistan heute gilt er fast schon als Nationalheiliger. Was würde er davon halten? Wie sah er sich selbst inmitten so unterschiedlicher Ansprüche?

Irmtraud Gutschke promovierte 1976 nach dem Studium der Slawistik und Anglistik zum Thema „Mensch und Natur im Schaffen Tschingis Aitmatows“. Von Mitte der 1970er Jahre bis 2018 war sie Literaturredakteurin bei der Tageszeitung „Neues Deutschland“. 1986 veröffentlichte sie den Essayband „Menschheitsfragen, Märchen, Mythen. Zum Werk Aitmatows“. Später folgten drei erfolgreiche Gesprächsbände: „Hermann Kant. Die Sache und die Sachen“, „Eva Strittmatter. Leib und Leben“ und „Gisela Steineckert. Das Leben hat was“.

 

Freitag, 9. Oktober 2020, 18.00 Uhr – Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund, In den Ministergärten 3, Berlin

 Verleihung des Uwe Johnson-Literaturpreises an IRINA LIEBMANN für ihren Roman „Die Große Hamburger Straße“

Laudatio: Jens Sparschuh, Schriftsteller, Berlin

Verleihung des Preises durch Markus Frank, Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB; Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V., und Katrin Raczynski, Vorstand Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg KdöR

 

Montag, 12. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg

 „Wir selbst“ von Gerhard Sawatzky –Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. Carsten Gansel

Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Gerhard Sawatzkys großer Gesellschaftsroman „Wir selbst“ (1938/2020) erzählt von einer untergegangenen Welt, von der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (1918–1941). Sein Autor galt als wichtigster Literat der Wolgadeutschen, er wurde verhaftet, zu Zwangsarbeit verurteilt und starb in einem Lager in Sibirien, das Buch wurde verboten und vernichtet. Doch seiner Witwe gelang es 1944, bei der Deportation nach Sibirien das Urmanuskript zu retten. In einer deutschsprachigen Zeitschrift in der Sowjetunion wurden – allerdings be­arbeitet und zensiert – in den achtziger Jahren Teile des Buches abgedruckt. Carsten Gansel hat nun das Urmanuskript in Russland aufgespürt. Sawatzkys Buch ist ein höchst bedeutendes Zeitzeugnis, das zudem durch Carsten Gansels umfangreiches Nachwort über den Autor, die Geschichte des Manuskripts und die deutsche Wolgarepublik ergänzt und erschlossen wird.

 

Mittwoch, 14. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

Buchpremiere: „Beichte. Ein Lebensbericht“ von Werner Lindemann – Gitta Lindemann und Herausgeber Carsten Gansel stellen den Text aus dem Nachlass des Autors vor.

„Beichte“ ist das erste Buch der neuen Reihe „Literarische Entdeckungen“ beim OKAPI Verlag Berlin. Werner Lindemann gehörte in der DDR zu den renommierten Autoren, der vor allem durch seine Lyrik für Kinder einen großen Leser- und Fankreis erreichte. Neben zahlreichen Lyrikbänden entstand in den 1980er Jahren auch Prosa, darunter die Geschichtensammlungen „Aus dem Drispether Bauernhaus“ und „Die Roggenmuhme“. 1988 erschien „Mike Oldfield im Schaukelstuhl. Notizen eines Vaters“.

Die autobiographisch grundierte Geschichte „Beichte“ führt die Leser zurück in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges und die ersten Monate des Friedens. Das Erzählen wechselt zwischen Erinnerungen an die Kindheit, an die Schrecknisse des Krieges sowie den Zeiten des Neuanfangs. Dieser Teil der Erzählung zeichnet den Weg des jungen Will bis zum Studium nach. Der Band wird ergänzt durch ein umfangreiches Gespräch mit Gitta Lindemann.

 

Donnerstag, 22. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Wie ich meine Zeitung verlor: Ein Jahrebuch“ –Lesung und Gespräch mit Birk Meinhardt

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Birk Meinhardt, geboren 1959 in Berlin-Pankow, studierte Journalistik in Leipzig und war Sportjournalist (u.a. „Wochenpost“, „Junge Welt“, „Tagesspiegel“) und von 1992 bis 1996 bei der „Süddeutschen Zeitung“. Für Letztere schrieb er von 1996 bis 2012 Reportagen, die auf der wichtigen Seite 3 erschienen und für die er 1999 und 2001 mit dem Kisch-Preis ausgezeichnet wurde. Seit 2013 ist er freiberuflich und lebt er als Schriftsteller in Berlin. Für seinen Roman „Brüder und Schwestern. Die Jahre 1973 bis 1989“ erhielt er den Stahl-Literaturpreis 2013 und wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Der zweite Teil, „Brüder und Schwestern. Die Jahre 1989 bis 2001“, erschien 2017.

Birk Meinhardts „Jahrebuch“ gibt Einblick in das Funktionieren einer großen deutschen Tageszeitung. Er erzählt davon, wie nach erfolgreichen Jahren eine zunehmende Entfremdung entsteht, die ihre Ursache nicht zuletzt darin hat, dass das Spektrum der Meinungsäußerungen enger zu werden scheint. Meinhardts Text liefert eine kritische Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Entwicklungen.

 

Donnerstag, 29. Oktober 2020, 19.00 Uhr – Stadtarchiv, Marktplatz 1 (Eingang Darrenstraße), 17033 Neubrandenburg

„Der Schmerz des Westens. Deutschlands systemisches Erbe“ – Lesung und Gespräch mit Detlef Stapf

Moderation: Prof. Dr. Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft

Detlef Stapf war mehr als zwei Jahrzehnte Feuilletonchef des „Nordkurier“. Er ist ein ausgewiesener Kenner der Bildenden Kunst. Im Vorjahr erschien von ihm die erste große Biographie zu Caspar David Friedrich, die als Ereignis bezeichnet wurde. „Endlich wissen wir, wer der ,Wanderer über dem Nebelmeer‘ auf Caspar David Friedrichs Gemälde ist und wofür das ,Kreuz im Gebirge‘ eigentlich gedacht war.“ (Frank Pergande, Frankfurter Allgemeine Zeitung)

In seinem Essay „Der Schmerz des Westens“ versucht Detlef Stapf im 30. Jahr der deutschen Einheit eine systemtheoretische Anatomie des Vereinigungsprozesses. Dabei wird die ostdeutsche Gesellschaft nicht als Problem, sondern eher als reaktives Gebilde westdeutscher Politik betrachtet. Der Text reicht weit über die üblichen Erklärungsstereotype hinaus, weil er die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Teilgesellschaften in ein historisches Kontinuum bettet und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der deutschen Demokratie in den Blick nimmt.

 

Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft und die Barlachstadt Güstrow danken dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, dem Kulturamt der Stadt Neubrandenburg, dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB für die Förderung der Uwe-Johnson-Tage.