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Ausschreibung für den Uwe-Johnson-Förderpreis 2019 startet
Hier finden Sie weitere Informationen zum Uwe-Johnson-Förderpreis und den Teilnahmebedingungen.
„die Grenze: der Unterschied: die Entfernung“ – Uwe Johnson und „1968“
Die UWE-JOHNSON-TAGE 2018 finden vom 17. – 24. September 2018 statt.
Das Programm können Sie hier herunterladen.
Wir laden Sie herzlich ein zur Veranstaltungsreihe der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. und der Barlachstadt Güstrow gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Gentz und Partner Rechtsanwälte Steuerberaterin mbB.
Ralf Rothmann erhält Uwe-Johnson-Preis 2018
Für seinen Roman »Der Gott jenes Sommers« erhält der in Berlin lebende Schriftsteller Ralf Rothmann den mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis 2018. Aus mehr als 100 Texten und Manuskripten wählte die sechsköpfige Jury den diesjährigen Preisträger aus. „Ralf Rothmann erhält Uwe-Johnson-Preis 2018“ weiterlesen
Der Uwe-Johnson-Preis
Uwe Johnson
Mit der Aufhebung der deutschen Teilung erfährt ein Schriftsteller besondere Aufmerksamkeit, der über Jahrzehnte als ein „Dichter der beiden Deutschland“ oder als „Autor der deutschen Teilung“ etikettiert worden war: Uwe Johnson. Ein Grund ist darin zu suchen, dass es ihm in seinen Werken immer um „die Grenze: den Unterschied: die Entfernung“ ging.
Die Grenzerfahrung bedeutete für Uwe Johnson auch den Versuch, das Auseinanderleben und das Fremdwerden der Deutschen zu erfassen und jeweils „die andere Seite mit ihren eigenen Augen“ zu sehen. Dabei ist Uwe Johnson mit Vergangenheit in einer Weise erzählerisch umgegangen, die ein Wiedererkennen ermöglicht, auch und gerade obwohl er keine „Wirklichkeitsschaufelei“ betreibt.
Wahrheitsfindung, Erinnerungssuche, Gedächtnis, Trauerarbeit, Zeugenschaft, Dokumentation, Spurensuche, Grenzerfahrung – das sind nur einige Stichworte, mit denen Aspekte des Johnsonschen Werkes vereinfachend umschrieben werden können.
Die Spezifik von Johnsons Erzählkonzept hat eine Ursache in seinem Wissen, dass es eine – wie auch immer geartete – einfache Wahrheit nicht gibt. Aus eben diesem Wissen erklärt sich seine zurückhaltende Einladung, die im Roman angebotene „Version der Wirklichkeit zu vergleichen mit jener, die Sie unterhalten und pflegen.“
Es geht also nicht nur um das Tolerieren des „unterschiedlichen Blicks“, sondern jener ist Grundlage moralischer und ästhetischer Existenz.
Preis
Mit dem Uwe-Johnson-Preis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis sollen deutschsprachige Autorinnen und Autoren gefördert werden, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihrem Text ebenso unbestechlich und jenseits der „einfachen Wahrheiten“ deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.
Der Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. verleiht gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg KdöR und der Kanzlei Gentz und Partner den Uwe-Johnson-Preis und den Uwe-Johnson-Förderpreis in jährlichem Wechsel.
Bedingungen
Für den Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage in Abstimmung mit den betreffenden Autorinnen und Autoren veröffentlichte und unveröffentlichte Arbeiten (Prosa/Essayistik) einreichen. Veröffentlichte Arbeiten müssen in den vom Ausschreibungsjahr ausgehend zurückliegenden zwei Jahren (nach dem 2. März) erschienen sein.
Um ein möglichst breites Spektrum literarischer Leistungen im Sinne dieser Satzung in die Auswahl preiswürdiger Texte einzubeziehen, kann das Kuratorium Arbeiten aus aktuellen Verlagsproduktionen vorschlagen.
Dotierung
Der Uwe-Johnson-Preis ist mit 20.000 Euro, der Förderpreis mit 5.000 Euro dotiert. Der Betrag wird in einer einmaligen Zuwendung geleistet.
Verpflichtung des Autors
Die Autorin bzw. der Autor erklärt sich über den Zeitraum von einem Jahr zu folgenden Leistungen bereit:
- Publizistische Auswertung des Preises (Autorenporträt, Interview, Besprechung).
- Zwei unentgeltliche Lese-Tage in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin
- Die Preisträgerin bzw. der Preisträger stellt seine Dankesrede zur Verfügung, die von den Preisstiftern publiziert wird.
Auswahlverfahren
Nach Sichtung aller eingereichten Titel kann die Jury weitere Titel in die Auswahl einbeziehen. Die Jurorinnen und Juroren sowie das Kuratorium sind zur Vertraulichkeit verpflichtet.
Die Preisvergabe erfolgt durch ein Kuratorium. Der Laureat bzw. die Laureatin wird dem Kuratorium durch eine Jury aus Autorinnen und Autoren, Publizistinnen und Publizisten sowie Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftlern vorgeschlagen. Die abschließende Entscheidung trifft das Kuratorium.
Preisverleihung
Die Preisverleihung findet in Berlin oder in Neubrandenburg statt, im Rahmen der Uwe–Johnson-Tage wird außerdem eine Lesung der Preisträgerin/des Preisträgers in Mecklenburg-Vorpommern veranstaltet.
Ausschreibung für Uwe-Johnson-Preis 2018 startet
Vorschläge müssen bis zum 2. März 2018 bei der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V., 2. Ringstraße 21, 17033 Neubrandenburg eingereicht werden.
Für den erstmals mit 20.000 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis können Autorinnen und Autoren oder deren Verlage bis zum 2. März 2018 unveröffentlichte sowie seit April 2016 veröffentlichte Arbeiten aus den Bereichen Prosa und Essayistik einreichen. Der Uwe-Johnson-Preis würdigt deutschsprachige Autorinnen und Autoren, in deren Schaffen sich Bezugspunkte zu Johnsons Poetik finden und die heute mit ihren Texten ebenso unbestechlich und jenseits der »einfachen Wahrheiten« deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektieren.
Die Bekanntgabe und Vorstellung der Preisträgerin oder des Preisträgers erfolgt im Rahmen jeweils einer Pressekonferenz in Berlin und Neubrandenburg, die Preisverleihung wird am Freitag, dem 21. September 2018, in der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in Berlin stattfinden. Im Rahmen der Uwe-Johnson-Tage in Neubrandenburg wird die Preisträgerin oder der Preisträger zudem vor einem breiten Publikum lesen. Eine weitere Lesung wird in Berlin stattfinden.
Vor zwei Jahren wurde der Uwe-Johnson-Preis Jan Koneffke und seinem Roman »Ein Sonntagskind« zugesprochen. Zu den Preisträgern der letzten Jahre zählen Lutz Seiler (2014), Christoph Hein (2012), Christa Wolf (2010) und Uwe Tellkamp (2008). Seiler und Tellkamp erhielten kurz nach der Verleihung des Uwe-Johnson-Preises auch den Deutschen Buchpreis.
»Wir freuen uns auf die spannenden Texte, die in diesem Jahr eingereicht werden. Vielleicht ist ja wieder der nächste Buchpreis-Kandidat darunter«, kommentiert Jurysprecher Carsten Gansel, Professor für Neuere deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen, die neuerliche Ausschreibung.
Neben Carsten Gansel sind in der Jury vertreten: Raimund Fellinger, Cheflektor des Suhrkamp und des Insel Verlages, Andrea Gottke, Leiterin der Kulturredaktion im NDR Landesfunkhaus Mecklenburg Vorpommern. Michael Hametner, ehemals leitender Literaturredakteur und Moderator bei MDR FIGARO, Thomas Hummitzsch, freier Kritiker und Pressesprecher des Humanistischen Verbands Berlin-Brandenburg und René Strien, ehemaliger Geschäftsführer des Aufbau Verlages.
Der Uwe-Johnson-Preis wurde 1994 erstmals verliehen, Kurt Drawert (1994), Walter Kempowski (1995) und Marcel Beyer (1997) gehören zu den ersten Preisträgern. Der mit 20.000 Euro dotierte Uwe-Johnson-Preis wird von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft e.V. gemeinsam mit dem der Kanzlei Gentz und Partner mbB, Berlin und dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg im jährlichen Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis vergeben. Der mit 5.000 Euro Preisgeld ausgelobte Uwe-Johnson-Förderpreis würdigt herausragende Debütromane. 2017 wurde Shida Bazyar für ihren Roman »Nachts ist es leise in Teheran« ausgezeichnet.
Weitere Informationen zur Ausschreibung und den Teilnahmebedingungen finden Sie unter www.uwe-johnson-preis.de. Wir freuen uns, wenn Sie unsere Ausschreibung in Ihrer redaktionellen Arbeit berücksichtigen.
Uwe Johnson Tage 2017 – Dokumente Erzählen – Erzählen in Dokumenten
Montag, 18. September
Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg
Eröffnung durch Prof. Carsten Gansel, Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft, und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow
Lesung und Gespräch mit Jan Koneffke, 2016 ausgezeichnet mit dem
Uwe Johnson-Preis für den Roman „Ein Sonntagskind“. Moderation: Dr. Gundula Engelhard
Aus der Dankesrede von Jan Koneffke: „Uwe Johnson, der, wie seine Marie und Gesine, aus dem deutschen Osten kam, wandte sich mit ihnen, den von der deutschen Geschichte Vertriebenen, Mitte der 60er Jahre nach Westen: New York. … Johnson schuf mit seinen Jahrestagen das Gegenstück zu einem stumpfen Antiamerikanismus, den die deutsche Linke nach dem Krieg von der deutschen Rechten übernahm. Ich stammte aus dem Westen. Und wandte mich, vier Jahre nach der Wiedervereinigung, erst dem Süden, und bald dem Südosten zu. Mit Sicherheit war dieser neuerworbene exzentrische Aufenthaltsort ein Gewinn. Nun begann ich, mir die Fragen zu stellen, die Marie ihrer Mutter gestellt hatte. Die Familiengeschichte musste auf den Prüfstand – und damit meine eigene Geschichte.“
Dienstag, 19. September
Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow
Die Kannmacher-Trilogie
Lesung und Gespräch mit Jan Koneffke, Uwe Johnson-Preisträger 2016. Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek
Mit der Kannmacher-Trilogie hat Jan Koneffke eine Pommersche Familiensaga geschaffen, die sich über drei Generationen und das ganze 20. Jahrhundert erstreckt. Nach „Eine nie vergessene Geschichte“ (2008) und „Die sieben Leben des Felix Kannmacher“ (2011) erhielt er für den dritten Band „Ein Sonntagskind“ (2015) im vergangenen Jahr den Uwe Johnson Preis.
Seine Fragen danach, was Heimat, Fremde und Identität bedeuten, erinnern an Johnsons Grundthemen. Zudem schafft er es durch seine lyrische Sprache eine erzählerische Kraft zu entwickeln, die den Leser mitreißt und völlig in die Geschichte eintauchen lässt.
Mittwoch, 20. September
Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg
Mathias Kopetzki: Bombenstimmung – Wenn alle denken, du bist der Terrorist
Ob am Strand, im Zug, in der Schule, oder gar bei der ersten Begegnung mit der leiblichen Mutter – Schauspieler Mathias Kopetzki („Alarm für Cobra 11“, „Soko Köln“, etc.) hat im Lauf seines Lebens schon die absurdesten Geschichten erlebt, die ihn immer wieder daran erinnern, dass er „nicht ganz deutsch“ ist und als „Ausländerkind“ adoptiert wurde.
Mit schwarzem Humor, viel Ironie und zugleich hoch emotional erzählt er nun von kleinen Sticheleien und großen Kränkungen, seltsamen Verwechslungen und von skurrilen Begegnungen mit begriffsstutzigen Sicherheitsleuten, unbelehrbaren Lehrern bis hin zu überfreundlichen Flüchtlingshelfern.
Donnerstag, 22. September
Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow
Neuentdeckung Johnson? Vorstellung der neuen Werkausgabe mit Live-Hörspielszenen
Von Dr. Katja Leuchtenberger und den Schauspieltalenten Kai Liemann, Anton Luezer, Cinja Schinkovich und Sascha Weißing. Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek
Was ist ein Akademievorhaben? Was ist eine historisch-kritische Ausgabe? Was sind die Besonderheiten der Uwe Johnson-Werkausgabe? Was bedeutet es, direkt aus dem Archiv eines Schriftstellers zu edieren?
Dr. Katja Leuchtenberger erklärt die Besonderheit der neuen Werkausgabe und warum es sich lohnt, Johnson neu zu entdecken. Johnson selbst und seine Romanfiguren kommen dabei ebenfalls zu Wort, wofür junge Schauspieltalente in drei Live-Hörspielinszenierungen sorgen, die zur neuen Werksausgabe für den Abend extra einstudiert wurden.
Montag, 25. September
Regionalbibliothek, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg
Heinrich Gerlach: Odyssee in Rot
Vortrag und Diskussion von und mit Prof. Dr. Carsten Gansel
Die Entdeckung von Heinrich Gerlachs „Durchbruch bei Stalingrad“ in einem russischen Archiv durch Carsten Gansel war ein großer Bucherfolg. Der Roman stand mehre Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, Übersetzungen ins Niederländische und Französische folgten.
Jetzt wird der Herausgeber mit der „Odyssee in Rot“ jenen Dokumentarroman und bisher unveröffentlichtes Material aus zahlreichen russischen Archiven vorstellen, das den Weg von Heinrich Gerlach durch russische Kriegsgefangenenlager beschreibt. Anhand der von ihm aufgefundenen Tagebücher Gerlachs wird er zeigen, wie schwer dieser es nach seiner Entlassung und Flucht in der BRD hatte, wo er statt als Widerstandsheld erst einmal als Verräter galt.
Freitag, 29. September
Schauspielhaus/Probebühne, Pfaffenstraße 22, 17033 Neubrandenburg
Verleihung des Uwe · Johnson · Förderpreises 2017 an Shida Bazyar für ihr Romandebüt „Nachts ist es leise in Teheran“
gestiftet von der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft,
der Kanzlei Gentz und Partner und dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg
2005 wurde zum ersten Mal der Uwe-Johnson-Förderpreis ausgelobt.
Der Preis wird für das beste Prosa-Debüt vergeben, das unbestechlich und jenseits der „einfachen Wahrheiten“ deutsche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft reflektiert.
Mit dem Uwe Johnson-Förderpreis wurden ausgezeichnet: Arno Orzessek (2005), Emma Braslavsky (2007), Thomas Pletzinger (2009), Judith Zander (2011), Matthias Senkel (2013) und Mirna Funk (2015).
Die Mecklenburgische Literaturgesellschaft und die Barlachstadt Güstrow danken dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, dem Kulturamt der Stadt Neubrandenburg, dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg und der Kanzlei Gentz und Partner für die Förderung der Uwe Johnson-Tage.
2017 – Shida Bazyar. Förderpreisträgerin für das Romandebüt „Nachts ist es leise in Teheran“
Die Begründung der Jury
Aus der Geschichte der eigenen Familie schöpfend, gelingt es Shida Bazyar einen Ausschnitt von Welt zu zeigen, der vor dem Hintergrund konkreter historischer Ereignisse zentrale Fragen menschlichen Seins verhandelt. Offenbar wird – wie bei Uwe Johnson –, wie der Einzelne in die gesellschaftlichen Zeitläufe hineingezogen wird. Es geht um so existentielle Fragen wie Heimat und Heimatverlust, um Verrat und Zivilcourage, um Macht und Machtmissbrauch sowie den steten Kampf um Freiheit und Selbstbestimmtheit. Bei diesen Auseinandersetzungen mögen sich die Fronten, Methoden und Zielrichtungen historisch verändern, aber gleichwohl ist jede Generation aufs Neue aufgefordert, den eigenen Weg zu finden.
Da die Zeitspanne des Erzählten von der iranischen Revolution 1979 bis zu den Protesten gegen die Bildungspolitik in Deutschland 2009 reicht, geraten unterschiedliche Schauplätze und gesellschaftliche Rahmenbedingungen in den Blick. Dabei stehen die Geschichten von vier Familienmitgliedern – Eltern und Kindern – in der Abfolge von vier Jahrzehnten im Zentrum: 1979, 1989, 1999, 2009! Die als Ich-Erzähler agierenden Figuren erinnern sich, und es wird über die puzzleartigen Rückblicke offenbar, wie sich die Lebenswelten im Iran und in Deutschland annähern, obwohl die Realitäten der ›Daheimgebliebenen‹ und der ›Exilierten‹ gleichzeitig immer stärker auseinanderlaufen.
Nach den Geschichten der Eltern, Behsad und Nahid, finden sich die Stimmen von Laleh und Morad, den Kindern, die von ihrem selbstverständlichen Leben ›im deutschen Exil‹ erzählen, dem Einser-Abitur, dem Muster-Diplom, dem Bausparvertrag oder von Claus Klebers ZDF-Weltwissen und dem Befremden, wenn der Iran und die dort verbliebene Verwandtschaft ins Bild rücken.
Durch die gelungene Erzählkonstruktion wird ein mehrdimensionaler Blick auf die Geschichte(n) geworfen. Es wird ganz im Sinne von Uwe Johnson eine ›Version von Wirklichkeit‹ angeboten, die es nunmehr zu vergleichen gilt mit jener, die die Leser ›unterhalten und pflegen‹. Abgezielt wird auf den ›unterschiedlichen Blick‹ und die Fähigkeit, die ›andere Seite mit ihren Augen zu sehen‹. Shida Bazyar erhält den Uwe-Johnson-Förderpreis 2017, weil sie in ihrem Roman ›Nachts ist es leise in Teheran‹ ein vielfältiges Panorama des Daseins zwischen unterschiedlichen Welten entfaltet und dabei einfache Antworten vermeidet.
Die Laudation von Mithu Melanie Sanyal können Sie hier herunterladen.
Zum Buch
Vier Familienmitglieder, vier Jahrzehnte, vier unvergessliche Stimmen. Aufwühlend und anrührend erzählt Shida Bazyar die Geschichte einer iranisch-deutschen Familie, die ihren Anfang 1979 in Teheran nimmt und den Bogen spannt bis in die deutsche Gegenwart. Von Behsad, dem jungen linken Revolutionär, der in der mutigen, literaturbesessenen Nahid die Liebe seines Lebens findet. Von ihrer Flucht nach der Machtübernahme der Mullahs. Und von ihren Kindern, Laleh, Mo und Tara, die in Deutschland aufwachsen und zwischen den Welten zu Hause sind.
Ein bewegender Roman über Revolution, Unterdrückung, Widerstand und den unbedingten Wunsch nach Freiheit.
Zur Autorin
Shida Bazyar, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim, bevor sie nach Berlin zog, um ein Doppelleben zu führen. Halbtags ist sie Bildungsreferentin für junge Menschen, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr in Brandenburg machen, die verbleibende Zeit verbringt sie als Autorin. Neben Veröffentlichungen von Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien war sie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses 2012 und Studienstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung.
Uwe-Johnson-Tage
Von ihrer Gründung 1990 an hat sich die Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V. in besonderem Maße für das Werk von Uwe Johnson eingesetzt. Seit 1994 führt die Literaturgesellschaft jeweils im September die Uwe-Johnson-Tage durch. Diese haben dazu beigetragen, dass sich inzwischen ein weit über Neubrandenburg hinausgehendes Interesse am Autor herausgebildet hat.
Die bisherigen Uwe-Johnson-Tage standen unter folgenden Mottos:
- Dokumente Erzählen – Erzählen mit Dokumenten (2017)
- Uwe Johnson und der Journalismus (2016)
- Uwe Johnson zwischen Region und Metropole (2015)
- Was ist denn da die Wahrheit? (2014)
- Herkunft kenntlich machen (2013)
- Zwischen Anpassung und Widerstand – Uwe Johnsons ‘einsame Helden’ und die deutschen Zustände nach 1945 (2012)
- Die schwierige Suche nach der Wahrheit (2011)
- Erzählen – ein Prozess der Wahrheitsfindung (2010)
- In Kenntnis leben“ – Erinnern und Erzählen – 1959 – 1989 – 2009 (2009)
- Das Prinzip Erinnerung (2008)
- Uwe Johnson – Geschichte(n)-Erzählen und Erinnerungsgemeinschaften (2007)
- Uwe Johnson und das kollektive Gedächtnis der Deutschen (2006)
- Uwe Johnson, 1968 und die Utopien (2005)
- Uwe Johnson und die Medien (2004)
- Erzählen über Kindheit (2003)
- Erinnern und Erzählen (2002)
- Gedächtnis, Erinnerung, Erfahrung, Erzählen (2001)
- Vom Buch zum Film (2000)
- Die Fragen nahmen überhand… (1999)
- Wo ich her bin… (1998)
- Fremdheit und Nähe (1997)
- Näherungen an den Autor Uwe Johnson in Literatur, Film und Bildender Kunst (1996)
- Gedächtnis, Erinnerung, Erfahrung, Erzählen (1995)
Uwe Johnson Tage 2016 – Uwe Johnson und der Journalismus
Montag, 19. September 2016
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„Wie wir leben wollen“. Moderation: Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek
Lesung und Gespräch mit der Uwe Johnson-Förderpreisträgerin von 2015, Mirna Funk, dem Schriftsteller und Herausgeber Matthias Jügler sowie zwei der vielversprechendsten deutschen Talente: Lara Hampe und der von der Kritik für sein Debüt gefeierte Senthuran Varatharajah.
Junge Stimmen der Gegenwartsliteratur greifen aktuell-brisant ein Thema auf, das auch für Johnson ein ganz zentrales ist: was bedeuten Heimat, Fremde und Identität. Sie blicken auf die eigenen Wurzeln und die ihrer Eltern. Sie ergründen die Ängste der aus ihren Ländern Geflüchteten und die der sorgenvollen Bürger. Sie klagen an und versuchen zu verstehen, sind wütend und mitfühlend, sind ratlos und fordern zum Umdenken auf.
Dienstag, 20. September 2016
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Eröffnung durch Prof. Carsten Gansel, Vorsitzender der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft und Dr. Tilmann Wesolowski, Uwe Johnson-Bibliothek Güstrow
Feridun Zaimoglu liest aus seinem neuen Roman „Siebentürmeviertel“ – vorgestellt und befragt vom Literaturkritiker Michael Hametner
Feridun Zaimoglu, Jahrgang 1964, ist ein türkisch-stämmiger deutscher Schriftsteller. Mit seinem literarischen Debüt „Kanak Sprak“ (1995) hat sich Zaimoglu als Sprecher der Kinder von türkischen Gastarbeitern einen Namen gemacht. In den späteren Romanen „Liebesbrand“ (2008) und „Hinterland“(2009) ist Zaimoglu auf überzeugende Weise der romantischen deutschen Literaturtradition gefolgt. In seinem im Vorjahr erschienenen Roman „Siebentürmeviertel“ lässt er sowohl einen harten wie einen romantischen Erzählton erkennen.
Zaimoglu erzählt von Deutschen, die in der dunklen Zeit des Dritten Reichs als Flüchtlinge auf die Hilfe anderer Länder angewiesen waren. Welchen Weg der deutsche Junge namens Wolf in der Gastfamilie von Abdullah Bey im Siebentürmeviertel von Istanbul nimmt, macht den Roman spannend und bewegend.
Mittwoch, 21. September 2016
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„Durchbruch bei Stalingrad“ – eine der ungewöhnlichsten Publikationsgeschichten und ein doppelter Bestseller
Lesung und Diskussion von und mit Prof. Dr. Carsten Gansel
Heinrich Gerlach, Offizier in der Schlacht um Stalingrad, verarbeitete seine Erlebnisse in der Kriegsgefangenschaft in einem Roman – das Manuskript jedoch wurde beschlagnahmt. Das Buch erschien dennoch – aufsehenerregend erinnerte Gerlach nach der Heimkehr die Geschichte, indem er sich unter Hypnose versetzen ließ. 2012 entdeckte Carsten Gansel nach langer Recherche das stark von der 1957er Ausgabe abweichende Ur-Manuskript in russischen Archiven. Die Edition dieses einzigartigen Dokuments dauerte weitere vier Jahre. Die originalgetreue Auflage des Romans wurde 2016 erneut zum Bestseller und auch international beachtet.
Donnerstag, 22. September 2016
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Der Weltbestseller „Kleiner Mann – was nun?“ in der Urfassung. Vortrag von Prof. Dr. Carsten Gansel
Die eben erschienene Neuausgabe von Hans Falladas berühmtestem Roman „Kleiner Mann – was nun?“ (1932) präsentiert erstmals die Urfassung und zeigt, dass der Autor bei der Niederschrift Probleme klarer sah und nuancierter abwog, als man es Anfang der dreißiger Jahre zu drucken wagte. Umfangreiche Archivrecherchen ergaben, wie erheblich die Abweichungen von Falladas Original zur bislang bekannten Ausgabe sind. Im Nachwort geht Carsten Gansel vor allem auf die in der Erstveröffentlichung fehlenden 100 Seiten ein.
Donnerstag, 22. September 2016
Uwe Johnson Bibliothek Güstrow, Am Wall 2, 18273 Güstrow, 19.00 Uhr
„… welche Art von Genauigkeit ich meine“ – Journalismus in Uwe Johnsons Romanen.
Lesung aus „Das dritte Buch über Achim“ mit den jungen Schauspielern Sascha Weißing und Kay Liemann. Moderation: Dr. Gundula Engelhard, Mecklenburgische Literaturgesellschaft e.V.
Uwe Johnson hat mehrfach Journalisten als Personal gewählt. Vom Dritten Buch über Achim über Karsch, und andere Prosa, Zwei Ansichten bis zu Jahrestage erzählt der Autor von der Suche seiner Reporter- und Fotografen-Figuren nach Genauigkeit, von Entdeckungen und Grenzen journalistischen Schreibens. Im zweitveröffentlichten Roman von 1961 müht sich der westdeutsche Journalist Karsch um eine biografische Näherung an den ostdeutschen Radrennfahrer Achim. Die „Beschreibung einer Beschreibung“, wie Johnson das Buch gern betitelt hätte, lässt Karsch scheitern
Freitag, 23. September 2016
Regionalmuseum Neubrandenburg im Franziskanerkloster, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Verleihung des Uwe-Johnson-Preises an Jan Koneffke für seinen Roman „Ein Sonntagskind“
Verleihung des Preises durch Markus Frank, Gentz und Partner, Carsten Gansel, Mecklenburgische Literaturgesellschaft und Marcel Auermann, Nordkurier Mediengruppe
„Jan Koneffke entwirft in seinem Roman Ein Sonntagskind ein deutsches Panorama, das vom Zweiten Weltkrieg über das Jahr 1989 bis in die Gegenwart führt. Wie bei Uwe Johnson wird offenkundig, auf welche Weise der Einzelne im 20. Jahrhundert in die gesellschaftlichen Zeitläufte hineingezogen wurde und es zu Brüchen in der Biographie gekommen ist. Dennoch wird die kathartische Entdeckung von Schuld und Verstrickung nicht zur Projektionsfläche für moralische Aburteilung durch die Nachgeborenen, sondern zum Ausgangspunkt für (selbst)kritische Fragen nach dem Vergangenen, Gegenwärtigen und Zukünftigen.“ (aus der Jurybegründung)
Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte und arbeitete ab 1981 in Berlin. Nach seinem Villa-Massimo-Stipendium 1995 lebte er für weitere sieben Jahre in Rom und pendelt heute zwischen Wien, Bukarest und dem Karpatenort Măneciu. Jan Koneffke schreibt Romane, Lyrik, Kinderbücher, Essays und übersetzt aus dem Italienischen und Rumänischen.
Dienstag, 27. September 2016
Musisches Gymnasium, Lessingstraße 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Turmalin-Theater: „KafkA oder Das Zögern vor der Geburt“
Stationen einer dramatischen Biographie ziehen am Zuschauer vorüber: Cornelia Gutermann-Bauer, in der Rolle des Franz Kafka, zeigt Episoden eines Lebensdramas, das soweit nicht entfernt ist vom Üblichen.
Günter Bauers Bühnenstück mit Texten aus den Tagebüchern, den Briefen und dem erzählerischen Werk, zeigt das Leben des Schriftstellers Franz Kafka mit dessen ureigensten Mitteln, dem Kafkaesken. Den immer wiederkehrenden Motiven der Angst und der Macht, des Selbstzweifels, stehen Texte mit Witz und Ironie gegenüber, die mehr sind als nur Hoffnungsschimmer.
Donnerstag, 29. September 2016
Nikolaikirche, Peenestraße 58, 17398 Anklam, 19.00 Uhr
„… keinerlei Rätselerfindungen beabsichtigt“ – Zu Uwe Johnsons Roman „Das dritte Buch über Achim“. Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Neuen Kunstkreis e.V., der Hansestadt Anklam und der Stadtbibliothek.
Als Schriftsteller wolle er „Nachrichten über die Lage liefern“, bekannte Uwe Johnson. Jede Geschichte finde ihre eigene Form. Das dritte Buch über Achim beschreibe die „Umstände einer Biographie“ – deren Biograph angesichts der Lage resignieren muss. Mit Auszügen aus dem Roman und Auskünften Johnsons über seine Arbeit versucht Dr. Gundula Engelhard (Mecklenburgische Literaturgesellschaft) zum (Wieder)Lesen einzuladen.
Dienstag, 11. Oktober 2016
Regionalbibliothek Neubrandenburg, Marktplatz 1, 17033 Neubrandenburg, 19.30 Uhr
Franz Fühmann. Ein Fremdling in seiner Wahlheimat DDR. Vortrag von Dr. Matthias Braun, Berlin
Franz Fühmann – Dichter, Nacherzähler und Herausgeber, Lyriker und Kinderbuchautor und auch zeitweiliger Funktionär – war zeit seines Lebens ein Suchender, der seine mehrfachen Wandlungen in einzigartiger Weise literarisch aufgearbeitet hat. Der Vortrag geht vornehmlich Franz Fühmanns tragischem Ringen nach, den Widerspruch zwischen Doktrin und Dichtung zu überwinden, und beleuchtet seine Sicht auf Öffentlichkeit und Medienlandschaft in der DDR.